Schlafstörungen durch Displays

Mach mal eine Pause!

Die DAK ist nicht zufrieden: Sie hat in diesem Jahr ein Phänomen untersucht, das oft unterschätzt wird: Schlafstörungen. „Die Menschen gehen zum Arzt, wenn sie Rückenschmerzen haben, sich ausgebrannt fühlen oder depressiv“, sagte der Leiter des Charité-Schlafzentrums, Thomas Penzel, bei der Vorstellung des Berichts. „Schlafstörungen sind als Gesundheitsproblem noch nicht anerkannt.“

Dabei ist der Leidensdruck hoch: In einer repräsentativen Befragung von 200 Erwerbstätigen erklärten 82 Prozent, sie hätten in den vergangenen vier Wochen Schlafprobleme gehabt. Das sind rund 70 Prozent mehr als in einer ähnlichen DAK-Befragung von vor sieben Jahren. Die Gruppe der Betroffenen, die dreimal oder häufiger pro Woche schlecht schlafen, ist besonders angewachsen. Penzel bestätigte den Befund der Studie anhand seiner Beobachtungen in der Charité: „Die Zahl der Menschen, die wegen Schlafproblemen bei uns Hilfe suchen, ist stark angestiegen. Wir haben Wartezeiten von bis zu acht Monaten in unserem Schlaflabor.“

Allerdings ist nicht jeder auch krank, der meint, schlecht zu schlafen. Es gelten drei Kriterien für die klinische Diagnose:

  • Einschlaf- oder Durchschlafstörungen öfter als dreimal in der Woche
  • schlechte Schlafqualität
  • Müdigkeit am Tag

Laut einer Untersuchung für ganz Ostdeutschland gilt für mehr als zehn Prozent der Erwerbstätigen die Diagnose Insomnie — hochgerechnet für die Stadt Berlin wären das an die 165 000 Betroffene.
Zum Arzt gehen aber nur die wenige der Betroffenen. Es gebe
unter Medizinern aber auch noch Nachholbedarf, sagte Penzel. „Schlafstörungen werden viel zu selten als Grund für eine Krankschreibung angegeben.“ Stattdessen würden sich die Ärzte
auf die Symptome konzentrieren, die aus der Insomnie folgen.
Der Berliner DAK-Chef Volker Röttsches hofft, dass das Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen des Schlafmangel wächst.
„Chronisch schlechter Schlaf kann der Gesundheit ernsthaft schaden. Viele Menschen haben nachts das Smartphone an der Steckdose, können ihre eigenen Akkus aber nicht mehr aufladen.“

Tipps

Tagsüber

Stress vermeiden, Ruhephasen einlegen. Menschen, die besonders häufig am Rand ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten, leiden häufiger an Schlafstörungen. Dazu zählen auch Arbeitnehmer, die häufig die Pause ausfallen lassen.

Das Blaulicht vom Display lässt Dich abends nicht einschlafen.

Abends

Den Körper allmählich runterfahren: nicht zu schwer essen, Alkohol höchstens in Maßen. Auf keinen Fall Laptop, Tablet oder Smartphone mit ins Bett nehmen. Unter anderem, weil es Hinweise darauf gibt, dass die Blaulichtstrahlung der Displays die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin behindert.

Nachts

Licht und Lärm soweit wie möglich aussperren.

Technik nutzen – aber zum Schlafen!

Zum Beispiel Fitness-Tracker mit entsprechenden Funktionen oder Schlafphasenwecker, die beim sanften Aufwachen helfen, aber auch Smartphone-Apps zur Schlafanalyse. Das Start-up Beddit aus Finnland —gerade erst durch Apple übernommen — entwickelte ein Band mit Sensoren, das unter dem Bettlaken platziert wird, mit dazugehöriger App für iPhones. Beddit ermittelt nach eigenen Angaben die Schlafqualität und misst dafür Puls, Atemtempo, die Dauer verschiedener Schlafphasen sowie Temperatur und Feuchtigkeit im Raum. Die Smartphone-App kann mit Zustimmung des Besitzers zusätzlich das Handy-Mikrofon nutzen, um festzustellen, ob man schnarcht.

Wenn nichts hilft

… hilft nur der Gang zum Arzt! Baldrian u.ä. kann man durchaus nehmen. Schlaftabletten aber höchstens in Intervallen — auf keinen Fall dauerhaft. Dein Hausarzt kann Dir Tipps gegen Schlafprobleme geben.

Spezialisten

Auch die dreizehn Berliner Schlaflabore können Dir helfen. Achtung! Lange Wartezeiten. In der Charité sind es bis zu acht Monate.

Schlafen kann man nicht zu viel!

Die Schlafforschung ist noch nicht perfekt, aber eines steht fest: Zu viel Schlaf kann nicht schaden. „Gesunde Menschen können nicht mehr schlafen, als der Körper braucht“, sagt der Leiter des Schlaflabors im Krankenhaus Martha-Maria in Halle, Steffen Schädlich. „Dann werden sie einfach wach.“